Ach, war das schön!
Trotz aller Widrigkeiten, wie Schneeregen und Sperrungen aufgrund von Demonstrationen haben es gut 90 Nachbarn zum ersten von drei Veedelstreffen ins Bürgerzentrum Deutz geschafft. Wie schön, dass ihr alle da wart!
Im großen Saal des Deutzer Bürgerzentrums fanden sich an einem trüben Samstag etwa gut 90 Nachbarn aus Deutz ein. Neugierde liegt in der Luft. Was ist eigentlich dieser Tag des guten Lebens? Was hat es damit auf sich und was haben die Deutzer Anwohner damit zu tun?
Thomas Schmeckpeper, Projektleiter des Tag des guten Lebens 2017 erklärt einige grundlegende Dinge und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen: „Mensch Jung, dat is ja wie in den 50ern!“, zitiert er einen 80-jährigen Mann, den er am ersten Tag des guten Lebens 2013 in Ehrenfeld völlig verdutzt und zugleich hoch erfreut vor seiner Haustür antraf. Dieser ließ es sich nicht nehmen, dann erstmal in aller Ruhe und voller Freude die ganze Straße einfach mal zu fegen. Endlich (wieder) Platz! Einer von vielen Gründen worum es bei dem Tag des guten Lebens geht, ist es den Menschen wieder Raum in ihrer Stadt und auf der Straße zu geben. Für einen ganzen Tag werden also in einem bestimmten Gebiet Straßen für den motorisierten Verkehr gesperrt und den Bewohnern zur freien Gestaltung und Nutzung überlassen. Es gibt zwar sogenannte Spielregeln, aber grundsätzlich ist erstmal alles möglich!
Thomas gibt einen kurzen Rückblick auf die letzten Jahre, erklärt, wie der grobe Veranstaltungsablauf für den 18. Juni geplant ist und wer eigentlich hinter dem Team des Tag des guten Lebens steckt. Ein wichtiger Punkt: das Aktionsportal – ein virtueller Ort an dem jeder seine individuellen Ideen für den Tag des guten Lebens in Deutz vorschlagen, eintragen und anmelden kann. Auch eine Patenschaft für ein Parkverbotsschild gegen eine Spende von ca. 30 Euro wird angepriesen.
Und die ersten Fragen kommen auf. Wie sieht es zum Beispiel mit den Bewohnern aus, die nicht innerhalb des abgesperrten Gebietes, dem „kleinen Deutz“ wohnen? Können sich auch jene beteiligen und zum Beispiel Stände und Aktionen planen? „Alles kein Problem, besprecht euch untereinander, seid für einander offen und bleibt positiv! Die Vergangenheit hat gezeigt: Es lässt sich alles regeln! Think Big!“, antwortet Thomas begeistert.
Christoph Illigens (Deutz Dialog) übernimmt die Moderation und erklärt kurz was an diesem verregneten Samstag in Deutz so passieren kann. Geplant ist ein sogenanntes „World Café.“ In unterschiedlichen Räumen wurden Tische aufgestellt, an denen sich bis zu sechs Personen zusammenfinden sollen. An jedem Tisch wird ein Gastgeber die Gesprächsrunde führen, dieser bleibt über alle drei Runden am Platz und moderiert, während alle anderen nach jeder Frage den Raum und die Gruppe wechseln. Es gibt drei Fragen und somit auch drei Runden: Was bedeutet für mich ein gutes Leben? Wie kann man dieses gute Leben nach Deutz bringen? Was kann ich persönlich dafür tun, um dieses gute Leben nach Deutz zu bringen?
Anschließend wurden dann im sogenannten „Ideenmarktplatz“ konkrete Ideen gesammelt und diskutiert. Viele der Nachbarn wünschen sich, unabhängig von einem „Tag des guten Lebens“ mehr Begegnungsstätten und ungezwungene Treffpunkte für eine zweckfreie Begegnung. Tobias Kempf, Leiter des Bürgerzentrums Deutz reagiert prompt und merkt freundlich an, dass auch das Zentrum selbst zum Beispiel als konsumfreier Begegnungsraum genutzt werden kann – eine Tatsache die vielen bislang unbekannt war. Die Anwohner möchten sich in ihrem Veedel weniger anonym fühlen und würden sich über sogenannte 10-Sekunden-Freundschaften freuen. Auch Themen wie „Urban Gardening“ und „Essbare Stadt“ kommen auf. Genauso wie die Ermunterung zu mehr Zivilcourage und das Nutzen von bereits vorhandenen Angeboten wie „Deutz Dialog“ oder „nebenan.de“. Darüber hinaus wird von vielen mehr Freiheit für Fußgänger und weniger Lärm- und Schmutzbelastung durch Autos gefordert. Ein weiteres wichtiges Anliegen der Gesprächsrunde ist das Miteinbeziehen der Deutzer Flüchtlingsheime und deren BewohnerInnen.
Nach diesem inspirierenden Ideenaustausch spürt man eine gewisse Aufbruchsstimmung und auch Entschlossenheit. Die sich zuvor teils fremden Nachbarn rückten innerhalb weniger Stunden zu einer Gemeinschaft zusammen und haben nun gemeinsame Ziele. Wie schön wenn eine Idee, wie der Tag des guten Lebens zu so viel Nachhaltigkeit in einer selbstorganisierten Nachbarschaft anregt.
Mit diesen verheißungsvollen Vorsätzen schickt Christoph Illigens allen Teilnehmenden in das Wochenende und gibt noch einen seiner Gedanken mit auf den Weg. „Es gibt keine übergeordnete Organisation! Wir sind in Organisation!“
Vielen Dank für’s Kommen und Mitmachen!