Unter der Forderung “Mehr Grün im Grau – Lebensraum statt Straße” demonstrierten am Sonntag, den 27.09.2020, die Anwohner:innen und Nachbar:innen der Geisselstraße für eine neue Gestaltung der Straße.
Von 12 bis 18 Uhr wurde die Straße für den motorisierten Verkehr gesperrt. Dadurch wurde sie zum sicheren Lebensraum umgewandelt und frei nutzbar für die Akteur:innen und Gäste der Demonstration gemacht.
Mehr Freiraum für Menschen, Pflanzen und Begegnung
Die Demo-Organisator:innen sprachen sich für bessere Lebensqualität in der Stadt aus: „Langfristig soll die Lebensqualität erhöht werden, indem der Raum zwischen den Häusern – das, was wir Straße nennen – (wieder) zu einem Lebensraum für die Bewohner:innen wird. Wir haben gelernt, Straße als Verkehrsader und Abstellplatz für Verkehrsmittel zu begreifen, mit uns als Anwohner:innen. Damit haben wir uns nicht nur der Möglichkeiten zu Aufenthalt und Begegnung beraubt, sondern auch die Belastungen und Gefährdungen der hier lebenden Menschen erhöht.“
Mit ihrer Demonstration zeigten die Organisator:innen auf, wie der Lebensraum Straße in Zukunft aussehen soll und kann. Die gesamte Demonstration über gab es in der Geisselstraße Redebeiträge und Forderungen unterschiedlicher Akteur:innen für die Straße der Zukunft. Mit dabei waren Julia Lottmann mit dem Gogomobil, ein offener ca. 2,5m langer Handkarren, der wie ein Auto am Straßenrand geparkt wird. Durch seine integrierte Sitzfläche bietet es Raum für Begegnung und Austausch direkt vor Ort in einer Parkbucht. Auch die Wanderbaumallee Köln, unterstützt vom VCD, schafft mit ihrem Projekt Bäumen in Holzmodulen mit Sitzfläche eine Möglichkeit zur Begegnung im öffentlichen Raum. Ein ähnliches Ziel hat das “Projekt Mut zur Lücke” der AGORA Köln, in dem sechs Parklücken durch anwohnende Nachbar:innen umgestaltet wurden und im Aktionszeitraum April bis Ende Oktober 2020 Anwohner:innen und Gästen zur Verfügung standen anstatt, parkenden Autos.
Alle Akteur:innen sprachen sich in ihren Redebeiträgen auf der Demo für die Wichtigkeit der Neu-Nutzung von Flächen im öffentlichen Raum, insbesondere in Nachbarschaftsstraßen, aus.
Gemeinsame Stadtentwicklung durch Partizipation
Eine partizipative Stadtentwicklung hilft dabei den städtischen Raum mit der in ihr lebenden Bevölkerung gemeinsam zu gestalten und weiterzuentwickeln. Hier wird gemeinsam gestaltet und diskutiert, auch mit der Stadtverwaltung und der Politik, anstatt auf Änderungen “von oben” zu warten. Bei der Demonstration in der Geisselstraße wurde im offenen Diskurs in einem Plenum darüber gesprochen, was zeitnah in der Straße verändert werden soll und was bei der Bezirksvertretung beantragt werden könnte. Gesammelte Vorschläge waren unter anderem Begrünung und Bepflanzung der Straße, Freiflächen für lokale Begegnung und Spiel in der Straße, neuen Parkraum für Fahrräder und Verkehrsberuhigung z.B. durch ein Tempolimit. Die Ergebnisse wurden direkt in der Straße festgehalten und der Austausch stärkte das Netzwerk der Nachbarschaft sodass weitere Nachtreffen der Nachbarschaft stattfinden werden. Die künftig gemeinsam ausgearbeiteten Forderungen sollen der Bezirksvertretung Ehrenfeld übergeben werden.
Raum für Begegnung und Urbanes Gärtnern
Neben Musikbeiträgen einiger Nachbar:innen gab es Vorträge über urbanes Gärtnern. Die frei gewordene Straße bot den Kindern und Erwachsenen der Geisselstraße Raum für Spielaktionsflächen. Ein Nachbar nutzte die frei gewordene Straße direkt für eine Draußen-Fahrradwerkstatt. Gerade in der aktuelle Zeit braucht es mehr lokale Aufenthaltsräume im öffentlichen Raum bei denen Austausch, Gespräche und Begegnungen mit sicherem Abstand möglich gemacht werden. Dies wurde bei der Demonstration vorgelebt.
Tag des guten Lebens – stadtweit und dezentral
Zur Umsetzung eines dezentralen Tag des guten Lebens ruft die Agora Köln in 2020 zu Demos für mehr Freiraum und Begegnungsorte auf.
Auch im Oktober werden Nachbar*innen und Initiativen weiterer Stadtviertel Kölns eine andere Aufteilung und Nutzung des öffentlich Raums sowie sozialen Zusammenhalt, Klimaschutz, mehr Grün oder eine andere Mobilität einfordern.